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New Zealand Herald - Top Stories

China auf in den Kampf


Bild.: +Sigurd Röber

Chinesen können und wollen .....Deutschland erobern.


"Es hat riesig Spaß gemacht, in Stuttgart und in den Alpen Fahrrad zu fahren. Unter blauem Himmel, entlang wunderschöner Landschaften, einfach fantastisch." Miao Lilongs Augen funkeln begeistert. Der 32-jährige Chinese ist schon zum zweiten Mal nach Europa gekommen. Er genießt die saubere Luft und und die Atmosphäre in den Städten.

Miao kann sich eine Reise ins Ausland leisten – so wie immer mehr Chinesen. 2013 sind nach Angaben der Nationalen Chinesischen Tourismusbehörde rund 97 Millionen Chinesen ins Ausland gereist. Das sind rund 14 Millionen mehr als im Vorjahr. Die Behörde erwartet, dass in diesem Jahr die 100-Millionen-Marke geknackt wird.

Immer mehr versuchen ihr Glück ohne Reisegruppe

In China fährt Miao Auto. Fahrradfahren ist ein Hobby, das er auf Reisen pflegt. "Da ich halbwegs Englisch sprechen kann, komme ich auf der Reise meistens gut klar, außer...", Miao muss kurz schmunzeln. "Außer wenn ich Essen bestelle. Manchmal weiß ich selbst nach dem Essen noch nicht so richtig, was ich gegessen habe", lacht er. Schlimm findet er das nicht. Im Gegenteil, so erlebe er die fremde Kultur authentisch.

"Die Sprachbarriere ist bei Europareisen immer noch ein großes Problem. Deswegen reisen die meisten Chinesen lieber mit einem Reiseleiter", sagt Jiang Yiyi im Interview mit DW.DE. Sie leitet die Abteilung für internationalen Tourismus an der Chinesischen Tourimsus-Akademie, einer Forschungsinstitution der Tourismusbehörde. Aber Jiang hat auch festgestellt, dass inzwischen immer mehr Menschen versuchen, selbst die Reise zu organisieren. "Diese Touristen tauschen ihre Erfahrung über soziale Netzwerke aus." Außerdem gebe es mittlerweile zahlreiche Übersetzungs-Apps für das Smartphone, mit denen man sich überall ein wenig verständigen könne.

"Unzivilisierte fallen auf"

"Chinesische Touristen genießen allerdings einen zweifelhaften Ruf: Sie gelten als laut und rüpelhaft. Das Bild vom unzivilisierten chinesischen Urlauber, der auf die Straße spuckt oder im Restaurant den Kellner mit einem arroganten Fingerschnippen ruft, will die chinesische Regierung ändern. Im Oktober letzen Jahres ist das erste Tourismusgesetz Chinas in Kraft getreten. Darin formuliert die Regierung in Peking Benimmregeln für die Landsleute, die es im Urlaub ins Ausland zieht.

Chinesische Reisegruppen mit 30 oder 40 Personen sind unübersehbar. Wenn sie dann noch laut sind, fallen sie besonders auf", sagt Wolfgang Georg Arlt im DW-Interview. Er leitet das China Outbound Tourism Research Institute, das sich mit dem Reiseverhalten chinesischer Touristen beschäftigt. "Aber es kommen auch immer mehr kleine Gruppen oder einzelne Personen hierher", hat Arlt beobachtet. "Sie sind meistens erfahrene Touristen und werden deshalb oft nicht einmal als chinesische Gäste wahrgenommen."

Erlebnis statt Sightseeing

Neben klassischem Sightseeing sind chinesische Touristen mittlerweile vor allem auf exotische Erlebnisse aus. Sie wollen Skifahren, ein Bundesligaspiel besuchen oder einmal über eine Autobahn fahren. "Autofahren in Deutschland ist für manche Chinesen ein Top-Erlebnis", sagt Tourismusforscherin Jiang. „Es gibt keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Autobahn, und man kann Top-Wagen von BMW oder Mercedes ausprobieren."

Auch Arlt hat diesen Trend registriert: „Die Chinesen machen bei uns keinen Urlaub. Die Mehrheit will möglichst viel erleben in möglichst kurzer Zeit." Mit einem einfachen Foto vor dem Eiffelturm könne man in den wohlhabenden und gebildeten Teilen der chinesischen Gesellschaft schon lange niemanden mehr beeindrucken. Kochen lernen oder einen Tanzkurses besuchen - das seien dagegen Erlebnisse, die in der Heimat mehr Prestige bringen. "Diese Aktivitäten dürfen aber nicht zu lang dauern", betont Arlt.

"Wandelnde Geldbeutel"

Denn Chinesen haben meistens nur wenig Zeit fürs Reisen. Dafür aber verfügen viele über gut gefüllte Brieftaschen. Bereits 2012 haben chinesische Touristen Deutschland vom Thron des "Reiseweltmeisters" gestoßen: Sie haben laut chinesischer Tourismusbehörde mit rund 102 Milliarden US-Dollar fast 20 Prozent mehr Geld im Ausland ausgegeben als die Deutschen. Mancherorts werden sie deshalb sogar "wandelnde Geldbeutel" genannt.

Auch bei der Reise von Fahrradenthusiast Miao Lilong war die letzte Station ein Kaufhaus: "Ich gehe eigentlich nicht gerne shoppen, aber ich muss im Auftrag von Freunden und Verwandten massenhaft einkaufen." Wegen hoher Steuern in China sind Markenprodukte in Europa deutlich günstiger. 458 Euro gab ein chinesischer Tourist 2012 im Schnitt pro Tag in Deutschland aus, so eine Statistik der Deutschen Zentrale für Tourismus in Frankfurt am Main.

Europa ist hinterher

Chinesische Verkäufer im Berliner KaDeWe, Chinese Personal Shopper auf dem Frankfurter-Flughafen: Nur zwei Beispiele dafür, wie sich die Tourismus- und die Handelsbranche an die neue Klientel anpasst.

Im Vergleich mit anderen Reisezielen wie Australien oder den Malediven habe Europa ziemlich spät begonnen, sich auf die chinesischen Reisenden einzustellen, kritisiert Arlt. Der chinesische Reisemarkt habe sich bereits weit entwickelt. "Die Bedürfnisse der Chinesen werden immer vielfältiger. Die Tourismusbranche muss verstehen, dass es nicht nur den einen chinesischen Touristen gibt."

Autor: Juan Ju

Redaktion: Christoph Ricking



Sigurd A.Röber

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