KIEL | Schleswig-Holsteins Tourismus-Manager blicken angesichts rückläufiger Urlauber- und Übernachtungszahlen skeptisch in die Zukunft. Nach einem witterungsbedingt schwachen ersten Halbjahr 2013 haben die sonnigen Monate Juli und August die Tourismusbranche im Norden zwar vor dem Absturz gerettet. So wurden in beiden Monaten an Nord- und Ostsee zwischen zehn und 15 Prozent mehr Urlauber und Übernachtungen verbucht als im Vorjahreszeitraum.
Der zweimonatige Ansturm reicht aber nicht aus, um die massiven Einbrüche in den ersten sechs Monaten auszugleichen. Nur mit anhaltend guten Urlauberzahlen im September und Oktober lässt sich für die Jahresbilanz ein Minus vermeiden, warnen die Tourismus-Manager von Sylt bis Timmendorfer Strand übereinstimmend. „Der Boom im Juli und August wird uns wohl nicht davor bewahren, dass am Jahresende ein leichter Rückgang steht", zieht Constanze Höfinghoff vom Nordsee-Tourismus-Service eine vorläufige Bilanz. Damit setzt sich der negative Trend der vergangenen Jahre fort.
Doch es sind nicht allein die nackten Zahlen, die den Tourismus-Verantwortlichen Sorgenfalten ins Gesicht treiben. Es sind zugleich die strukturellen Schwächen der Ferienbranche im Land, die für Unruhe sorgen. „Ich frage mich, wie wir künftig wettbewerbsfähig bleiben wollen", sagt Constanze Höfinghoff und meint mit „wir" die ganze Branche im Land. Noch so gutes und teures Marketing könne nicht über die Schwächen hinwegtäuschen. So gibt es einen teilweise erheblichen Investitionsstau bei den Ferienwohnungen.
Zwar betont Höfinghoff ausdrücklich: „Es gibt auch hervorragende Leistungserbringer im Tourismus." Aber: „Schummelbuden aus den 70er Jahren gibt es eben auch immer noch viel zu viele." Was auch mit einer „massiven Überalterung zahlreicher Vermieter" zusammen hänge, die reine Nebenerwerbsanbieter sind. „Der Urlauber weiß, dass es im Norden auch mal windig und nass sein kann – aber dann möchte er eine gemütliche Ferienwohnung, die zum Zurückziehen einlädt."
Zugleich seien viele Ferienwohnungen nicht im Internet buchbar. Eine zusätzliche Herausforderung ist, dass Urlauber während der Ferien über soziale Netzwerke „Likes" und andere Begeisterungsbekundungen im Netz platzieren. Mangels Breitbandversorgung in den meisten Küstenorten werde dies zur Hürde.
Und schließlich kämpft die Branche mit den anstehenden Verkehrsproblemen: Nach der Sanierung der maroden Rader Hochbrücke wird der im nächsten Jahr beginnende sechsspurige Ausbau der A7 zwischen Hamburg und dem Bordesholmer Dreieck die Erreichbarkeit der meisten Urlaubsgebiete in Schleswig-Holstein deutlich erschweren.