Der wohlig duftende Geruch einer frisch gebrühten Tasse Kaffee am Morgen - wer kennt ihn nicht? Ob aus der Arabica- oder Robustabohne, als Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato: Viele Menschen brauchen ihren Kaffee für einen gelungenen Start in den Tag. Das liegt nicht nur am guten Geschmack, sondern auch an der belebenden Wirkung auf Körper und Geist. "Durch das Koffein im Kaffee wird das Nervensystem stimuliert und die Herztätigkeit aktiviert", erklärt Kuno Güttler, Pharmakologe und Toxikologe an der Universitätsklinik Köln. "Das verstärkt die Durchblutung im Gehirn und es steht mehr Sauerstoff zur Verfügung - man fühlt sich fitter und kann besser denken."
Der Experte hat noch eine weitere gute Nachricht für Liebhaber des braunen Heißgetränks: Kaffee soll migräneartige Kopfschmerzen lindern können, die durch Durchblutungsstörungen im Hirn entstehen. Bei solch einer Migräne erweitern sich die Gefäße, der Blutdruck sinkt und jeder Herzschlag verursacht einen erhöhten Druck auf die Gefäßwände - es folgt ein pochender Schmerz.
"Koffein sorgt dafür, dass sich die Gefäße im Gehirn wieder verengen und das Blut schneller fließt", erklärt Güttler, betont aber auch, dass eine Tasse Kaffee nur bei leichten Migräne-Kopfschmerzen Linderung verschafft. Und wie bei fast allem gibt es auch hierbei einen negativen Effekt: Denn andererseits könne genau diese dauernde Verengung der Gefäße bei einem Stopp des Kaffeekonsums zu Kopfweh führen. Wenn Koffein plötzlich fehlt, erweitern sich die Gefäße wieder, was Entzugssymptome wie Kopfschmerzen hervorrufen kann.
Warum Kaffeetrinken vermeiden?
Normalerweise bildet die Kaffeepflanze Koffein, um ihre Keimlinge vor Insektenfraß zu schützen. Sprich: Es dient eigentlich als Insektengift und nicht etwa dazu, dem Kaffeetrinker zu seinem Wohlempfinden zu verhelfen. Viele Forscher und Ärzte sind deshalb der Meinung, dass genau das Gegenteil der Fall ist: Kaffee sei ganz einfach ungesund. Da Koffein die Adrenalinproduktion in der Nebenniere anrege, stünde der Körper bei regelmäßigem Kaffeekonsum praktisch ständig unter Stress. Wie in einer Gefahrensituation erhöhen sich Muskelspannung und Blutzuckerspiegel, um zusätzliche Energie freizusetzen. Puls und Atemfrequenz steigen an. Durch dieses Auf und Ab und die Überproduktion von Stresshormonen kann es zu einer Störung des Herz-Kreislauf-Systems kommen.
Klingt mehr nach Stress als nach gemütlichem Morgenkaffee. Doch Güttler betont, dass Kaffee eher bei genetisch vorbelasteten Menschen negativ wirken kann: "Koffein wird über das Enzym CYP1A2 abgebaut. Es gibt Menschen, bei denen die Aktivität dieses Enzyms reduziert ist, sodass Koffein viel langsamer abgebaut wird und deutlich länger wirkt. Bei diesen Kaffeetrinkern kann Koffein natürlich Herzrhythmusstörungen auslösen." Auf der anderen Seite gibt es aber auch Menschen, bei denen das Enzym überaktiv ist und Koffein besonders schnell abgebaut wird. "Die Dosis macht das Gift", meint der Pharmakologe. Und die bliebe bei einer Menge von 0,6 Liter Kaffee am Tag wohl ohne negative Auswirkungen für den Konsumenten.
Mögliche gesundheitsfördernde Effekte
Kaum ein Getränk wurde und wird so viel untersucht wie der Kaffee mit seinen zahlreichen Wirkungen auf den menschlichen Organismus. Und dabei häufen sich die Studien, die positive Effekte des beliebten Heißgetränks beschreiben - besonders auf lange Sicht. So soll Kaffee unter anderem das Typ-2-Diabetesrisiko verringern, einen gewissen Schutz vor der Parkinson-Krankheit bieten und auch vorbeugend gegen Alzheimer wirken.
Dabei spielt nicht nur das Koffein, sondern die sogenannten Antioxidantien - bestimmte chemische Verbindungen - im Kaffee eine wichtige Rolle. Denn als Radikalfänger deaktivieren sie im Organismus freie Radikale, die durch UV-Strahlung, Abgase oder Umweltgifte entstehen und Zellen schädigen können. "Natürlich haben wir unser eigenes antioxidatives System. Kaffee kann aber diesen Schutzmechanismus verstärken", sagt Pharmakologe Güttler.
Autor: Marlena Busch
Redaktion: Hannah Fuchs