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heise.de: Ökopower für Gutbetuchte

Ökopower für Gutbetuchte

06.08.10 – John Voelcker

Der Porsche 918 Spyder.Der Porsche 918 Spyder.

Der Porsche 918 Spyder ist nicht nur das schnellste Hybrid-Auto der Welt. Er signalisiert auch, dass die großen Automarken aufgewacht sind. Für Elektroauto-Spezialisten wie Tesla Motors könnten schwere Zeiten anbrechen.

Lange waren Hybridautos eine Domäne japanischer Hersteller, wiesen Toyota und Honda den Weg. Deutsche Autohersteller schienen hingegen den Trend verschlafen zu haben. Jetzt sind sie aufgewacht: Porsche hat angekündigt, mit dem 918 Spyder den bislang schnellsten Hybridwagen der Welt zu produzieren. Der Zweisitzer wird es auf stolze 320 Kilometer pro Stunde bringen. Beschleunigung von null auf hundert: 3,2 Sekunden.

Erstmals zu sehen war der Spyder auf der Genfer Motor-Show im März. Der schwäbische Autobauer wollte damit demonstrieren, wie weit seine Forschungsarbeiten an schnellen Hybridautos fortgeschritten sind. Und wie man ein rasantes Design mit ökologisch wertvollen Eigenschaften verbindet. Im „E-Drive"-Modus kommt der Wagen emissionsfrei, weil rein elektrisch angetrieben, immerhin 25 Kilometer weit. Gutbetuchte können sich damit auch künftig statusgerecht in Innenstadtzonen bewegen, in denen in Abhängigkeit von den CO2-Emissionen Fahrbeschränkungen für PKWs gelten.

Der Achtzylindermotor mit einem Hubraum von 3,6 Litern bringt es auf 500 PS, mit maximalen 9000 Umdrehungen pro Minute. Der Heckantrieb arbeitet mit einem Doppelkupplungsgetriebe, das sieben Gänge hat. Ein Elektromotor zwischen Motor und Getriebe sorgt für ein zusätzliches Drehmoment. Elektromotoren an jedem der beiden Vorderräder ermöglichen außerdem einen Allradantrieb. Die drei Elektromotoren, die von Lithium-Ionen-Akkus mit 5,1 Kilowattstunden gespeist werden, bringen zusammen noch einmal 218 PS.

Wie in vielen Sportwagen kann der Fahrer zwischen verschiedenen Fahrweisen wählen, in denen die Steuersoftware Motor, Leistungsverteilung und Stabilität anders einstellt. Im „Race Hybrid"-Modus bekommt der Fahrer zusätzlichen elektrischen Schub, um – etwa beim Überholen – kurzfristig stärker beschleunigen zu können. Nach Simulationsrechnungen von Porsche ist der 918 Spyder sogar ein wenig schneller als das letzte Supermodell, der Carrera GT.

Der neue grüne Autospaß wird für schätzungsweise 600.000 Dollar (rund 450.000 Euro) zu haben sein. Zum Vergleich: Der 2010 Roadster von Tesla Motors kostet nur 109.000 Dollar. Porsche arbeitet zudem auch an einer rein elektrischen Version des Boxster.

Die neuen Hochleistungshybride von Porsche, aber auch von Audi und Mercedes-Benz könnten für Start-ups im Elektroauto-Markt zu einem Problem werden, sagt Rebecca Lindland, Analystin bei IHS Automotive: „Das setzt Tesla oder Fisker enorm unter Druck." Wagen wie der 918 Spyder zeigten auch, dass anfangs zögerliche Autohersteller allmählich Emissionsbeschränkungen und Vorgaben für einen niedrigeren Spritverbrauch ernst nehmen würden, so Lindland.

Mike Omotoso von J.D. Power and Associates geht davon aus, dass einige Technologien aus dem Spyder auch in andere Porschemodelle übernommen werden. Möglicherweise werde man sie sogar in Modellen des Volkswagen-Konzerns wiederfinden, der seit Dezember 2009 49,9 Prozent an dem schwäbischen Autobauer hält. Der Spyder sei auch der erste Serienwagen, der Elektromotoren in den Rädern habe. „Die Schwierigkeit dieser Radkonstruktion ist, Kühlung und Bremsen zu integrieren", sagt Omotoso.

Trotz seiner Leistung wird der 918 Spyder aufgrund von Testdaten in die Klasse der Drei-Liter-Autos eingeordnet. Allerdings hat die US-Umweltbehörde schon am 2011 Chevy Volt erfahren müssen, dass solche Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Am Ende hängt der Verbrauch wesentlich vom Fahrstil ab.

Unterdes kommt das erste Hybridauto von Porsche, der Cayenne S Hybrid, in Europa und den USA gerade auf den Markt. Auch für die 911-Serie ist eine Hybridversion geplant. Hier soll die beim Fahren gewonnene Bremsenergie aber nicht in Akkus, sondern mit Hilfe eines Schwungrads gespeichert werden. Für Autofahrer, die es schnell und elegant lieben, könnte die Zeit des schlechten Ökogewissens also schon bald vorbei sein.

Copyright © 2010 Heise Zeitschriften Verlag



Mit freundlichen Grüßen

Sigurd A. Röber - siroPrint

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